Mittwoch, 06. Juli 2022

Sensation in Köln: Renovierung des Opernhauses soll am 24. März 2024 abgeschlossen sein

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Aufgrund der weltpolitischen Lage werden führende Vertreter der Bundesregierung nicht müde, die Bevölkerung auf harte Zeiten einzustellen. Das ist sicher angebracht und keine Schwarzmalerei. Bei alledem gerät jedoch leicht in Vergessenheit, dass inzwischen seit Jahrzehnten staatliche Schlamperei Unsummen an Steuergeldern kostet, die in Krisenzeiten wie diesen dringend benötigt würden. Extreme Beispiele in dieser Reihe sind etwa der Berliner Willy-Brandt-Flughafen, die Elbphilharmonie in Hamburg oder das Bahnprojekt Stuttgart 21, dessen Name schon verrät, was hier schiefläuft. Eher weniger im Licht der bundesweiten Öffentlichkeit steht das Projekt Sanierung des Opernhauses in Köln. Doch damit widerfährt der Stadt Köln Unrecht. Denn das Projekt am Kölner Offenbachplatz toppt relativ gesehen inzwischen fast schon alle drei der zuvor genannten Großprojekte.

Rückblick: Im September 2019 haben wir anlässlich der Haushaltsvorlage der Stadt Köln zuletzt das damalige Ergebnis der Bemühungen der Stadt, ihr Opernhaus zu renovieren, wie folgt zusammengefasst„In Köln wird seit sieben Jahren eine Oper renoviert, die seit vier Jahren wiedereröffnet sein sollte und deren ursprüngliches Budget 253 Millionen Euro betrug. Laut Stadt soll die Eröffnung nunmehr >>im 2. Quartal 2023 erfolgen<< und am Ende sollen dafür >>zwischen 554 und 571 Millionen Euro<< erforderlich sein (inklusive der Finanzierungskosten gar 841 Millionen Euro!).“ Knapp drei Jahre später hat sich auch dies als Makulatur herausgestellt.

Denn aktuell hat der derzeitige Bauleiter des Projekts, Kölns früherer Baudezernent und aktueller technischer Betriebsleiter der Bühnen der Stadt Köln Bernd Streitberger, einen neuen Termin genannt: Am 22. März 2024 will er die Schlüssel der vier Häuser des Komplexes (Oper, Schauspiel, Kleines Haus und Kinderoper) an die Intendanten übergeben. Streitberger ist sich sicher, dass der Termin diesmal auch eingehalten wird. Andere sind das nicht unbedingt. Der Kölner Stadtanzeiger etwas zitiert den Vorsitzenden der FDP-Fraktion im Kölner Stadtrat, Ralph Sterck, so: „Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass es jetzt funktioniert mit der Sanierung. Ich drücke die Daumen, aber es bleiben viele Risiken.“ Wie Streitberger den Projektverlauf sieht, er war schon 2008 Mitglied der Jury des Realisierungswettbewerbs, hat er am 2 Februar 2021 der Deutschen BauZeitschrift (DBZ) mitgeteilt.

Dort kritisiert er, dass in der Presse inzwischen zu den reinen Baukosten auch noch die Finanzierungskosten und die Kosten für die Ersatzspielstätten eingerechnet würden, womit sich die Gesamtkosten inzwischen auf rund eine Milliarde Euro belaufen. Alles andere wäre jedoch eine Mogelpackung. Letztlich sind die Kosten auch noch deutlich höher, denn naturgemäß gibt es rund um das Projekt diverse juristische Streitigkeiten. Welche Summe hier am Ende auflaufen, wird die Öffentlichkeit im Zweifel nie erfahren. Ebenso wenig, wie viel für die zahlreichen Gutachter zu zahlen war und ist. Misslich an der ganzen Angelegenheit ist vor allem, dass staatliche Fehlplanungen nie zu irgendwelchen ernsthaften Konsequenten bei Verantwortlichen führen. Auch in Köln ist bisher jedenfalls niemand haftbar gemacht worden. Seit Jahren appelliert 'markt intern' an die Entscheidungsträger im Bund, einen eigenen Straftatbestand für die Verschwendung von Steuergeldern zu schaffen, um die öffentliche Hand stärker zu sensibilisieren, Steuergelder nicht leichtfertig zu verprassen (s. unsere Rubrik Steuerprasser auf miDIREKT). Passiert ist nichts und wir haben die Hoffnung aufgegeben, es könne noch dazu kommen. Das belegt alljährlich auch das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler (vgl. nur unseren Bericht zum Jahrbuch 2019). Eher beginnt demnächst irgendwo in Deutschland das nächste Großprojekt, das völlig aus dem Ruder läuft.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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