Dienstag, 05. Juli 2022

HDE prognostiziert für 2022 eine reale Umsatzeinbuße von 2 Prozent für den Einzelhandel

Blogeintrag | Kommentare (0)

Das Bild, das Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), heute auf der Halbjahrespressekonferenz des Verbandes für den Einzelhandel zeichnete, war wenig überraschend düster. Für eine andere Sichtweise ist das aktuelle Umfeld einfach zu schlecht. Wir würden Ihnen gerne demotivierende Prognosen und Szenarien ersparen, aber die Augen vor der Realität zu verschließen, ist auch keine Lösung. Hier also die Einschätzung des HDE:

Nach einer aktuellen Umfrage des Verbandes unter 800 Unternehmen rechnen 44 Prozent der Befragten für das Gesamtjahr 2022 mit sinkenden Umsätzen. Der HDE geht für den Einzelhandel im engeren Sinne insgesamt von einem nominalen Umsatzwachstum von drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus, inflationsbereinigt rutscht der Einzelhandel damit zwei Prozent ins Minus. Angesichts der großen Unsicherheiten bei Energieversorgung und Inflation sieht der HDE die Politik gefordert, mit entsprechenden Maßnahmen zu reagieren. Zu Jahresbeginn sah dagegen vieles noch erfreulicher aus. Hoffnungen auf ein Ende der Corona-Einschränkungen verbunden mit einem respektablen Wirtschaftswachstum ließen auf ein besseres Wirtschaftsjahr hoffen. Doch Wladimir Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine hat alles verändert und seitdem geht es wirtschaftlich bergab und die Inflation kratzt langsam an zweistelligen Werten.

Entsprechend konnte knapp die Hälfte der Handelsunternehmen im Vergleich zum Vorjahr im ersten Halbjahr auch noch Mehrumsätze verzeichnen. Dabei muss allerdings der zumindest in einigen Brachen (speziell Textil) niedrige Vergleichswert aus dem ersten Halbjahr 2021 berücksichtigt werden. Deutlich verhaltener sind die Erwartungen aber für die zweite Jahreshälfte: Hier rechnet nach Angaben des HDE nur noch ein Fünftel der Befragten mit Umsatzsteigerungen. Auch bei den Händlern, die sowohl online als auch stationär aktiv sind, ist die Stimmung nicht mehr so gut wie in den vergangenen Jahren. Knapp die Hälfte dieser Multichannel-Händler rechnet mit stagnierenden Umsätzen im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt prognostiziert der HDE für 2022 ein nominales Umsatzwachstum von drei Prozent auf dann 607,1 Milliarden Euro. Zu Jahresbeginn ging er von 605,4 Milliarden Euro aus. Hier machen sich die Preissteigerungen bemerkbar. Dem zugrunde liegt die Erwartung, die Umsätze im stationären Handel nähmen um nominal 1,4 Prozent zu, während der Online-Handel ein Plus von 12,4 Prozent auf 97,4Milliarden Euro werde verzeichnen können. Real erwartet der HDE entsprechend in diesem Bereich einen Anstieg um neun Prozent.

Der HDE appelliert an die Bundesregierung, auf die aktuellen Herausforderungen noch entschlossener und zielgerichteter zu reagieren: „Die Unternehmen dürfen durch die ungebremst ansteigenden Energiepreise nicht überlastet werden. Zudem muss die Kaufkraft der Verbraucherinnen und Verbraucher gestützt werden.“ Deshalb fordert der HDE unter anderem die Abschaffung der kalten Progression und Entlastungen für Geringverdiener. Zudem will er die Anpassung der bestehenden KfW-Kredit-Programme für von den hohen Energiepreisen überforderte Unternehmen an den Handel angepasst haben. Nach den derzeitigen Regeln können nur Unternehmen davon profitieren, bei denen die Energiekosten mindestens drei Prozent der Ausgaben ausmachen. Der Lebensmitteleinzelhandel komme aber nur auf Werte von rund 1,5 Prozent. Angesichts der geringen Marge sie aber ein Anstieg auf deutlich über zwei Prozent nicht mehr zu verkraften. Die Stromsteuer solle auf ein Minimum reduziert werden und die EU müsse Modelle für einen gemeinsamen Gaseinkauf angehen. Denkbar sei auch „ein Gaspreisdeckel wie in Spanien und Portugal“, so Genth.


Verfasst von: markt-intern Verlag | Kommentare (0)

Zurück zum Blog

Kommentar verfassen

Bitte beachten Sie bei Ihren Kommentaren unsere Netiquette