Dienstag, 21. Juni 2022

ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex erstmals negativ

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Hätte es noch eines Beweises bedurft, wie angespannt die wirtschaftliche Lage und die Konjunkturaussichten inzwischen sind, hat ihn die Vorlage des ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex geliefert, der einen „massiven Stimmungseinbruch“ dokumentiert. Sowohl die Lage als auch die Erwartungen haben sich nach dem vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW)/Köln in Kooperation mit dem Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) erstellten Index, dem die Befragung von 1.200 Immobilien-Unternehmen zugrunde liegt, deutlich verschlechtert. Zum ersten Mal ist das Immobilienklima negativ und sinkt im Vergleich zum Vorquartal von 30,7 auf -5,5. Damit ist die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Immobilienunternehmen deutlich schlechter als während der Corona-Pandemie.

Dies liege vorrangig an den trüben Erwartungen für die nächsten zwölf Monate, die mit einem Wert von -42,9 einen Negativ-Rekord erreichten, teilt das IW mit. Offensichtlich befürchteten viele Unternehmen, der Immobilienmarkt werde bei der Melange aus steigenden Zinsen und hohen Baukosten bei gleichzeitig schwacher Konjunktur kippen. Vieles deute darauf hin, dass der Markt nun in eine Abschwungphase eintrete und damit ein neuer Immobilienzyklus eingeläutet werde. Besorgniserregend ist insbesondere, dass die negative Stimmung alle Bereiche des Immobiliensektors erfasse, wie die Einzelbetrachtung des IW zeigt:

Im Bürosektor breche das Immobilienklima am stärksten ein und sinke von +49,3 auf -1,7. Nach einem leichten Anstieg im Vorquartal gingen vor allem die Erwartungen zurück. Nachdem der Büromarkt insgesamt relativ robust und besser als erwartet die Corona-Pandemie überstanden habe, zeichne sich nun ab, wie sich die Welt nach Covid-19 darstellen könnte. Viele Unternehmen befürchteten deutlich weniger Nachfrage und nachlassende Preise und Mieten.

Im Handelsimmobiliensektor sinke das Immobilienklima von +40,5 auf +3,5. Die Unternehmen seien noch immer sehr unterschiedlich von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Das Segment sei weiterhin davon gekennzeichnet, dass einige Unternehmen im stationären Einzelhandel unter den bis zuletzt stark eingebrochenen Umsätzen leiden, während andere Unternehmen expandieren konnten.

Im Wohnsegment drehe das Immobilienklima ins Negative. Der Indexwert sinke von +22,6 auf -19,5 und sei damit der schlechteste aller Segmente. Das Hauptthema beim Wohnen seien die gestiegenen Finanzierungskosten, welche die Erschwinglichkeit von Immobilien für private Haushalte verringerten. Die geringere Erschwinglichkeit könne zu einem nachhaltigen Rückgang bei den Preisen und bei der Nachfrage führen. Die Wohnungsunternehmen schätzen ihre Geschäftslage mit +29,7 relativ gut ein. Mit einem Wert von -58,1 haben die Unternehmen aber die pessimistischsten Erwartungen für die nächsten 12 Monate.

Auch das Immobilienklima der Projektentwickler drehe ins Negative. Der Indexwert verschlechtere sich von +19,7 auf -6,9. Die Projektentwickler litten am stärksten unter den sich rapide veränderten Rahmenbedingungen. Viele Entwickler seien bei ihren laufenden Bauprojekten mit Lieferschwierigkeiten, Verzögerungen und steigenden Materialpreisen konfrontiert. Die Anteile der Vorverkäufe und Vorvermietungen gingen spürbar zurück.


Verfasst von: markt-intern Verlag | Kommentare (0)

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