Freitag, 11. März 2022

Sind Frauen doch nicht notwendigerweise die besseren Politiker?

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Beim Thema Gleichberechtigung der Frauen wird gerne darauf verwiesen, die Beteiligung von Frauen in Führungsgremien führe zu besseren Ergebnissen in Unternehmen und Politik. Vielfach stimmt dies, gleichwohl ist diese Behauptung aber wenig überraschend doch kein Naturgesetz, als das es gerne dargestellt wird. Ein trauriges Beispiel dafür, dass auch Frauen in politischen Führungsämtern versagen, liefern gerade zwei Politikerinnen, die wegen erheblicher Versäumnisse im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen in der Kritik stehen: Anne Spiegel und Ursula Heinen-Esser. Spiegel war letzten Sommer Umweltministerien in Rheinland-Pfalz (und ist aktuell Bundesfamilienministerin), Heinen-Esser Umweltministerin in Nordrhein-Westfalen.

Beide Ministerinnen haben sich beim Management der Flutkatastrophe – vornehm ausgedrückt – nicht mit Ruhm bekleckert. Drastisch formuliert: Sie haben komplett versagt. Das ist für sich genommen schon traurig genug. Es kann aber passieren. Was allerdings nicht passieren darf ist, sich als zuständige Ministerin vorwiegend darum zu kümmern, das eigene Versagen öffentlich durch gezielte Medienarbeit kaschieren zu wollen (Spiegel) oder sich nach Abbruch des Urlaubs mit zweitägiger Anwesenheit in Deutschland wieder nach Mallorca zu begeben, um so Heinen-Esser, ihre 15-jährige Tochter dort bei der Rückreise zu begleiten. Die Rückreise dauerte allerdings vier Tage. Selbst wenn Heinen-Esser auf Mallorca rund um die Uhr erreichbar gewesen wäre, welches Bild wird dadurch bei Opfern der Flutkatastrophe erzeugt? Konnte die Rückreise ihrer Tochter wirklich nicht anders organisiert werden?

Und was geht eigentlich in einer Umweltministerin (Spiegel) vor, die angesichts einer unvorstellbaren Flutkatastrophe an der Ahr mit zahlreichen Toten am nächsten Morgen als Erstes daran denkt, welches Wording ihre Pressestelle produzieren kann, um der Öffentlichkeit zu vermitteln, das Ministerium habe rechtzeitig gewarnt, was es nicht getan hat? Zum Glück handeln andere Frauen in Unternehmen und als Politikerinnen besser und verantwortungsvoller. Und zahlreiche Männer agieren in vergleichbaren Situationen leider nicht besser als Spiegel und Heinen-Esser. Gerade bei der Flutkatastrophe waren die weit überwiegende Mehrzahl der Verantwortlichen Männer. Als Inbegriff für deren Versagen steht der damalige Landrat des Kreises Ahrweiler Jürgen Pföhler. Dessen Posten hat seit der vorgezogenen Landratswahl im Januar dieses Jahres Cornelia Weigand inne, zuvor Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Ahrweiler. Sie hatte in dieser Funktion gezeigt, wie Krisenmanagement auszusehen hat. Deshalb ist dieser Beitrag auch kein Appell, Frauen den Zugang zu politischen oder unternehmerischen Führungsämtern zu verwehren. Es ist aber ein Aufruf aufzuhören, Frauen generell als die besseren Politiker zu bezeichnen.

Spiegel muss sich heute Abend dem Untersuchungsausschuss im rheinland-pfälzischen Landtag stellen. Sie sollte sich dort für ihr Verhalten entschuldigen, Rede und Antwort stehen und dann als Bundesfamilienministerin zurücktreten. Dann würde sie sich wiederum besser verhalten, als es viele männliche Kandidaten mit vergleichbaren ‘Aussetzern’ praktiziert haben.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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