Freitag, 18. Februar 2022

IfM-Bonn-Studie: Mittelständische Unternehmen sind für die Risiken des Klimawandels sensibilisiert

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Nach einer aktuell veröffentlichten Studie des IfM-Bonn sind die Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe mehrheitlich für die Risiken sensibilisiert, die sich durch den Klimawandel ergeben. So gab mehr als die Hälfte der Unternehmensvertreter bei einer Befragung des IfM Bonn in 2021 an, bereits in den drei vorangegangenen Jahren umweltrelevante Innovationen umgesetzt zu haben. Knapp 40.000 Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes wurden dabei zu ihren Motiven und Einstellungen im Hinblick auf den Klimawandel befragt. Geantwortet haben gut 1.000 Unternehmen.

Die Beschränkung der Befragung auf das Verarbeitende Gewerbe erklären die Autoren der Studie damit, zwar wirke sich die anstehende klimafreundliche Umgestaltung des Wirtschaftssystems auf den gesamten Wertschöpfungsprozess aus und betrefft daher – direkt oder indirekt – alle Unternehmen, aber das Verarbeitende Gewerbe sei deutlich stärker betroffen. So beeinflussten beispielsweise Vorschriften zum Einbau zusätzlicher Filteranlagen besonders die Produktion. Des Weiteren sei der Anteil der Energiekosten an der Kostenstruktur der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe hoch.

Die Einstellungen der Unternehmen zum Klimawandel sei wichtig, so die Autoren, weil sie konkretes Klimahandeln beeinflussten. Mittelständische Unternehmen könnten aufgrund ihrer langfristigen und generationenübergreifenden Orientierung eher geneigt sein, sich für Klimaschutz zu engagieren bzw. dafür zu interessieren. Andererseits gehören zum Mittelstand auch viele kleine Unternehmen, die weniger Ressourcen für eine klimabezogene Risikoreduktion bereitstellen können. Das bedeutet: Viele mittelständische Unternehmen bewegen sich möglicherweise im Spannungsfeld zwischen „wollen, aber nicht können“.

Entsprechend stellt Studienleiter Hans-Jürgen Wolter fest: „Aufgrund ihrer besseren personellen und finanziellen Ressorcenausstattung fällt es den großen Unternehmen naturgemäß leichter als kleinen und mittleren Unternehmen, Umweltproduktinnovationen zu initiieren.“ Vergleiche man hingegen mittelständische und nicht-mittelständische Unternehmen der gleichen Größenordnung und mit derselben Ressourcenausstattung, so zeige sich, dass mehr Familienunternehmen angäben, Umweltprozessinnovationen umgesetzt zu haben. Dabei zählen nach der Definition des IfM Bonn nicht nur die eigentümergeführten kleinen und mittleren Unternehmen, sondern auch große Familienunternehmen, solange die Inhaberinnen und Inhaber persönlich in der Unternehmensführung aktiv sind, zum Mittelstand.

Prinzipiell präferierten sowohl Mittelstand als auch nicht-mittelständische Unternehmen flexible klimapolitische Instrumente wie beispielsweise die CO2-Steuer bzw. den Emissionsrechtehandel, teilt das IfM Bonn mit. Dies hänge damit zusammen, dass solche ökonomischen Maßnahmen den Unternehmen einen individuellen Gestaltungsspielraum erlaubten. Nach Ansicht der Familienunternehmen wären auf lokaler Ebene aber auch informelle Lösungen wie verbindliche Selbstverpflichtungen und Kooperationsvereinbarungen erwägenswert, um das umweltpolitische Engagement der Unternehmen zu fördern.

„Auf den ersten Blick hat es uns überrascht, dass mehr als ein Viertel der befragten Unternehmen auch ordnungsrechtliche Ge- und Verbote gutheißen. Allerdings bieten solche tendenziell ineffizienten Vorgaben den Unternehmen weitgehende Planungssicherheit, weil einmal genehmigte Anlagen üblicherweise Bestandsschutz genießen“, so Hans-Jürgen Wolter. Skeptisch seien sowohl Vertreter des Mittelstands als auch der managergeführten Unternehmen hinsichtlich informationeller Lösungen, wie beispielsweise Labels oder Veröffentlichungspflichten. Auch solle die Politik generell darauf achten, die Umsetzung der umweltpolitischen Maßnahmen so einfach zu gestalten, dass kleinere Unternehmen nicht die Hilfe hoch spezialisierten Personals benötigen.

Zum Schluss haben die Autoren noch einen Rat für die Politik parat, den wir Ihnen nicht vorenthalten wollen: „Schließlich erscheint uns auch die Kommunikation zwischen Wirtschaftspolitik und Unternehmen wichtig: Wie gezeigt, bringen nur wenige Unternehmen den Umstieg zu einer >>grünen Ökonomie<< mit zusätzlichen Marktchancen in Verbindung. Da die Unternehmer und Unternehmerinnen in aller Regel ein recht gutes Gespür für ihre Situation haben, erscheint es wenig zweckmäßig, in der Politikkommunikation zu sehr auf diesen Punkt zu setzen und damit letztlich ein – hier unerwünschtes – >>crowding out<< der Unternehmen auszulösen.“


Verfasst von: markt-intern Verlag | Kommentare (0)

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