Montag, 10. Januar 2022

Die seltsamen Wandlungen des Dr. Markus Söder

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Dr. Markus Söder hat schon in der Vergangenheit bewiesen, dass er nahezu zu jeder Meinungsänderung fähig ist, wenn sie ihm seiner Meinung nach zum Vorteil gereicht. Und so kann einerseits nicht wirklich überraschen, was er auf dem Neujahrsempfang der CSU zur Coronapolitik vergangenen Samstag gesagt hat, andererseits aber in dieser Form dann doch. Ausgerechnet jener Söder, der Armin Laschet nahezu ein Jahr lang als Bruder Leichtfuß der Coronabekämpfung dargestellt hat, weil Laschet Einschränkungen der Freiheitsrechte nicht unbeschränkt mitzumachen bereit war, reagiert jetzt auf Omikron so, wie es Laschet wohl auch getan hätte: Er mahnt, man dürfe nicht „übereifrig“, sondern müsse „behutsam“ reagieren.

Nunmehr warnt Söder vor „Hysterie und Panik“ bei den Coronamaßnahmen. Gerade so, als habe nicht gerade er im letzten Jahr genau diese Haltung zumindest toleriert, wenn nicht gar meistens befördert. Angesichts erneut sinkender Umfragewerte für die CSU und ihn persönlich bekennt er jetzt: „Viele gerade von uns Bürgerlichen tun sich schwer, weil sie sich in ihrer Freizeit und Freiheit eingeschränkt fühlen. Die Freiheitsphilosophie war für Bayern immer wichtig. Das musste ich erst lernen, dass nicht nur die strammste und strengste Regel Erfolg bringt, sondern wir müssen versuchen, die Menschen mitzunehmen.“ Respekt, könnte man ihm da zurufen, wäre da nicht der Verdacht, dass auch diese Läuterung schnell wieder ins Gegenteil umschlagen könnte, sollte sie sich nicht in steigenden Popularitätswerten niederschlagen.

Söder versucht krampfhaft zu kaschieren, dass die Wahlniederlage der Union zumindest in gleichen Teilen auf ihn und Armin Laschet zurückzuführen ist. Sein Image als gnadenloser Wendehals und Falschspieler (das ihm Horst Seehofer einst medienwirksam verliehen hat), wird er mit solchen Kapriolen nicht los. So wird in der Ministerpräsidentenkonferenz wohl niemand vergessen, dass es Söder war, der 2021 alle anderen Bundesländern auf seine Linie verpflichten wollte, weil nur bundesweit einheitliche Regeln sinnvoll seien. Nun verabschiedet er sich mit Sachsen-Anhalt von den Vereinbarungen der übrigen Bundesländer. Das muss nicht falsch sein, aber Glaubwürdigkeit sieht anders aus.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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