Dienstag, 04. Januar 2022

Der Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix ist 2021 gesunken

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Wer die aktuelle Diskussion in der Bundesregierung zum Vorschlag der EU-Kommission zur Taxonomie in der Klimapolitik verfolgt, kann sich angesichts der realen Energiesituation in Deutschland nur wundern. Kaum schlägt die EU-Kommission vor, Investitionen in Atomstrom und auch Gaskraftwerke unter bestimmten Bedingungen als klimafreundlich einzustufen, gibt sich die Bundesregierung empört und Bündnis 90/Die Grünen bekommen Schnappatmung. Dabei würde ein Blick auf die Energieerzeugung des Jahres 2021 immens helfen, die Entscheidung der EU-Kommission für gutzuheißen, ohne dabei zu berücksichtigen, dass sie in der EU sowieso der Mehrheitsmeinung entspricht.

Eindrucksvolle Daten, warum Elektroautos in Deutschland, erst recht in Gesamteuropa, in näherer Zukunft ohne Atomstrom nie CO2-frei werden fahren können und eine ausreichende Energieversorgung ohne zumindest Gaskraftwerke nicht zu erreichen ist, liefert die Jahresauswertung zur Stromerzeugung in Deutschland im Jahr 2021 des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE). Danach fiel der Ökostromanteil mit 45,7 Prozent wetterbedingt geringer aus als 2020 (50 Prozent).

Die Windkraft war mit einem Anteil von 23,1 Prozent und einer Stromerzeugung von rund 113,5 TWh auch 2021 zwar wieder die wichtigste Energiequelle. Im Vergleich zu 2020 (132 TWh) waren es aber 12 Prozent weniger. Allerdings war 2020 ein besonders gutes „Windjahr“. Auf den weiteren Plätzen folgten Braunkohle, Kernenergie, Gas, Solar, Steinkohle, Biomasse und Wasserkraft. Der Anteil der Onshore-Windstromproduktion betrug ca. 89,5 TWh. Offshore-Windparks lieferten ca. 24 TWh. Davon stammt der Löwenanteil von der Nordsee (18,5 TWh).

Die deutschen Photovoltaikanlagen erzeugten 2021 etwa 48,4 TWh. Davon flossen ca. 44,6 TWh ins öffentliche Netz, 3,8 TWh wurden direkt vor Ort verbraucht. Der Zubau von 4,9 Gigawatt erhöhte die installierte Leistung auf ca. 58,6 Gigawatt (Stand November). Wenig überraschend liegt der Photovoltaikanteil in den ‘hellen’ Monaten (März bis Oktober) besonders hoch. Gemeinsam produzierten Solar- und Windenergieanlagen im Jahr 2021 ca. 162 TWh. Das sind ca. 15 TWh weniger als 2020. Für beide Technologien war 2021 ein unterdurchschnittliches Jahr.

Die Wasserkraft trug 19,4 TWh zur Stromerzeugung bei (2020: 18,2 TWh). Die Biomasse lag mit 43 TWh leicht über dem Wert des Vorjahres. Die installierte Leistung hat sich dabei kaum verändert. In Summe produzierten die erneuerbaren Energiequellen im Jahr 2021 ca. 225 TWh und damit etwa 6 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres (240 TWh).

Die Nettostromerzeugung aus Kernkraft lag mit 65,4 TWh etwa 7 Prozent über dem Niveau des Vorjahres (60,9 TWh). Grund für die geringere Erzeugung im Jahr 2020 waren längere Betriebsunterbrechungen von Gundremmingen C. Außerdem wurden bei den Kernkraftwerken Brokdorf und Gundremmingen C aufgrund der Abschaltung am 31.12.2021 die Brennelemente im Jahr 2021 nicht gewechselt, wodurch sie eine längere Betriebsdauer hatten.

Braunkohlekraftwerke steigerten ihre Produktion auf 99 TWh netto. Das sind ca. 17 TWh mehr als 2020, wo es einen Corona-bedingten Einbruch gab, aber 3 TWh weniger als 2019. Die Nettoproduktion aus Steinkohlekraftwerken betrug 46,4 TWh und war damit um 11 TWh höher als im Jahr 2020. Grund waren die hohen Gaspreise Ende 2021, die zu einem Brennstoffwechsel (fuel shift) von Gas zu Steinkohle führten. Gaskraftwerke lagen mit einer Nettostromproduktion von ca. 51 TWh unter dem Vorjahresniveau (57 TWh).

Wie angesichts dieser Zahlen ein Anteil der erneuerbaren Energien an der Gesamtstromerzeugung von 80 Prozent (so der Koalitionsvertrag) bei zugleich ständig steigendem Strombedarf (der Koalitionsvertrag geht bis 2030 von einem Energiebedarf von 680 bis 750 TWh aus) erreicht werden soll, bleibt uns zumindest ein Rätsel.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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