Mittwoch, 17. November 2021

Handelskongress Deutschland im Zeichen von Pandemie und Regierungsbildung

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Notgedrungen steht der erste Tag des vom Handelsverband Deutschland (HDE) und dem EHI Retail Institute veranstalteten Handelskongresses Deutschland stark im Zeichen der aktuellen Corona-Lage. Nicht nur, dass sicher mehr Teilnehmer es kurzfristig vorgezogen haben, doch lieber digital als analog am Kongress teilzunehmen, auch die bisherigen Vorträge drehten sich mehr als wohl ursprünglich geplant um mögliche neue Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie. Dies betrifft vor allem die Beiträge der Vertreter aus der Politik. Schwerpunktmäßig ging es dabei meist um die Frage, ob der Einzelhandel mit erneuten weitergehenden Beschränkungen rechnen muss. Dass hier die Vertreter der FDP sich gegen Verschärfungen aussprachen, ist aus Sicht des Handels gut, aber nicht zwingend das letzte und entscheidende Wort.

Ein weiterer schwer einzukalkulierender Umstand ist die Frage, worauf sich am Ende ihrer Verhandlungen die Ampel-Koalitionäre – SPDBündnis 90/Die Grünen und FDP – in ihrem Koalitionsvertrag einigen werden. Das wird die Öffentlichkeit bestenfalls kommende Woche erfahren.

Wie sehr die Pandemie die Anforderungen an den Handel verändert hat, machte der Vortrag von Michael Müller von der GfK deutlich. 80 Prozent der Verbraucher, so Müller, hätten ihr Konsumverhalten in der Pandemie verändert. Vor allem auch ältere Kunden kauften inzwischen online ein. Der Frequenzrückgang in den Innenstädten belaufe sich in den letzten zwei Jahren auf beachtlich minus 27 Prozent. Der Umsatzrückgang in den Innenstädten betrug im gleichen Zeitraum minus 24 Prozent. Ermutigend ist laut Müller für hybride Händler, dass Omnichannel Händler auf eine Konvertierungsrate (Besucher, die zu Käufern werden) von 42 Prozent kommen, reine Pure Player dagegen nur 27 Prozent erreichen. Wichtig für stationäre Händler sei, dem Bedürfnis der Kunden nach Sicherheit und Vertrauen beim Einkauf gerecht zu werden. Auch für die Verbraucher werde die Welt komplexer. Daher nehme der Wunsch nach Einfachheit des Einkaufs beim Verbraucher zu. Dies könnten stationäre Händler für sich nutzen. 62 Prozent entschieden sich zudem beim Kauf für Anbieter, die ihren Wertvorstellungen entsprächen.

Alexander Birken, CEO der Otto Group, sah in seinem Vortrag drei Themenfelder, herausragende Bedeutung hätten: Verantwortung, Freiheit und Digitalisierung. Der Handel müsse mit dem Schub der Veränderung umgehen. Für ihn persönlich stelle sich zudem die Frage, wie gehe man in den Firmen damit um, was die Unternehmen von der Politik bei der Corona-Bekämpfung verlangten: Regional vor Ort entsprechend den jeweiligen Verhältnissen zu entscheiden. Als klare Forderung an die neue Regierung formulierte er: „Wir brauchen ein Umdenken bei den Wettbewerbsbedingungen. Es kann nicht sein, dass wir Firmen haben, die Plagiate in den europäischen Markt verkaufen. Es kann auch nicht sein, dass Firmen gefährliche Produkte in den europäischen Markt einführen dürfen. Und es kann nicht sein, dass wir Firmen haben, die sich so arm rechnen, dass Sie hier keine Steuern zahlen, und zwar ganz legal.“


Verfasst von: markt-intern Verlag | Kommentare (0)

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