Freitag, 12. November 2021

Laumann erhält Georg-Schulhoff-Preis und bedankt sich mit großer Rede

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Gestern Abend hat die Handwerkskammer Düsseldorf den Georg-Schulhoff-Preis an den nordrhein-westfälischen Arbeitsminister Karl-Josef Laumann wegen seiner Verdienste um die duale berufliche Ausbildung verliehen. Dass er den Preis wahrlich verdient hat, bewies Laumann mit einer gleichermaßen nachdenklichen wie überaus engagierten Rede, in der er in großen Linien die Bedeutung des Handwerks für die gesellschaftliche Entwicklung nachzeichnete und eindringlich appellierte, die Zukunft des Handwerks nicht durch falsche politische Entscheidungen zu verspielen. Es gehe nicht darum, so Laumann, die schulische Ausrichtung der meisten Eltern und Kinder hin zum Abitur zu kritisieren, aber es komme darauf an, unter den gegebenen Umständen, dafür zu sorgen, dass ausreichend Abiturienten den Weg in die duale Ausbildung fänden.

Laumann beschrieb anschaulich die veränderten Rahmenbedingungen junger Menschen, die heute kaum noch einen Bezug geschweige denn praktische Erfahrungen mit einer Handwerksausbildung in ihrem Lebensumfeld hätten. Das sei zu seiner Schulzeit im ländlichen Münsterland noch ganz anders gewesen. Für ihn, den gelernten Landmaschinenschlosser, sei es noch selbstverständlich gewesen, nach der Schule „mit einem roten Fahrrad, die Farbe hat nicht auf die politische Haltung abgefärbt“, durch die Gegend zu fahren und sich dort Betriebe anzuschauen. „Das war da noch möglich und da hat einen auch keiner weggeschickt.“ Heute sei dies in vielen Betrieben aufgrund der Arbeitsabläufe so gar nicht mehr möglich. Auch die Elterngenration dieser Kinder habe häufig keinen Bezug mehr zu handwerklicher Tätigkeit.

Der Erhalt des Handwerks sei für ihn als Politiker einer christlichen Partei, die für das Eigentum stehe, nicht zu unterschätzen. Das Handwerk bilde neben den bäuerlichen Betrieben, den qualifizierten Facharbeitern und den freien Berufen die gesellschaftliche Mittelschicht. Und die wiederum sei maßgeblich in den gesellschaftlichen Vereinigungen vor Ort organisiert und engagiert. „Wer Eigentum gebildet hat, wer für sich und seine Familie eine Zukunft sieht, der bleibt vor Ort und engagiert sich dann auch vor Ort.“ Vielleicht am Ende auch politisch.

Gehe die Entwicklung des Handwerks und damit der gesellschaftlichen Mittelschicht erst einmal verloren, käme dieser Zustand nie wieder. Gerade die Entwicklung in Ostdeutschland mache dies für ihn, so Laumann, deutlich. Dort sei nach dem Krieg die Mittelschicht aufgrund politischer Entscheidungen verschwunden. Nach der Wiedervereinigung sei es bis heute nicht gelungen, dort eine vergleichbar große Anzahl selbständiger mittelständischer bäuerlicher Betriebe zu errichten. Auch im Bereich des Handwerks sei dies nicht in ausreichendem Maße geschehen. In kleineren Betrieben sei der Zusammenhalt der Mitarbeiter noch ein ganz anderer. Dort schätzen die Mitarbeiter überwiegend ihre Chefs und die Chefs ihre Mitarbeiter. Auch dies sei wichtig für das gesamtgesellschaftliche Zusammenleben. Deshalb müssten ausreichend junge Menschen für die duale Ausbildung gewonnen werden.

Laumann schloss seine beeindruckende Rede mit dem Appell, sich auch als Handwerker in die Politik einzubringen. Ein Bundestag, in dem 25 Prozent der Abgeordneten Juristen seien, sei jedenfalls nicht repräsentativ für die Bevölkerung. Das könne sich aber nur ändern, wenn wieder mehr Menschen aus dem Handwerk sich auch politisch engagierten. Laumann ist der beste Beweis, wie wünschenswert es ist, dass Politiker möglichst nicht gleich vom Hörsaal in den Parlamentssaal wechseln. Ihm gebührt der uneingeschränkte Respekt vieler kleiner Selbständigen, denen er mit dieser Rede aus dem Herzen gesprochen haben dürfte.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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