Mittwoch, 10. November 2021

Steigende Inflationsrate beschäftigt ifo-Branchen-Dialog

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Beim diesjährigen Branchen-Dialog des ifo-Instituts sprach sich heute Institutsdirektor Prof. Dr. Dr. h.c. Clemens Fuest sowohl gegen Methoden zur Umgehung der Schuldenbremse wie auch gegen staatliche Maßnahmen zur Senkung der Benzinpreise aus. Überproportional Betroffene von den stark gestiegenen Energiepreisen sollten finanziell auf andere Weise unterstützt werde. Es sei kontraproduktiv – wie es beispielsweise der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder gefordert hat –, die aus klimapolitischen Gründen beschlossene Verteuerung des Benzinpreises über die CO2-Abgabe damit zurückzunehmen. Ein viel diskutiertes Thema nach Fuest Einführungsvortrag war die Entwicklung der Inflationsrate, die quasi in Relation zu den Coronainfektionszahlen immer weiter steigt. Heute hat das Statistische Bundesamt die Inflationsrate für Oktober veröffentlicht. Sie betrug nach diesen Zahlen 4,5 Prozent. Das ist der höchste Wert seit August 1993. Damals lag sie bei 4,6 Prozent. Hauptinflationstreiber ist nach Auffassung des Statistischen Bundesamtes der Energiesektor. Während sich die Preise für Waren insgesamt um sieben Prozent erhöhten, legten die Preise für Energieprodukte um 18,6 Prozent zu.

Die Wiesbadener Statistiker sehen immer noch hauptsächlich temporäre Entwicklungen als den Hauptgrund für das massive Ansteigen der Inflationsrate an. Beispielsweise falle die Inflationsrate ohne Berücksichtigung der Energiepreise mit 3,1 Prozent deutlich niedriger aus. Fuest wollte sich seinerseits nicht festlegen, ob dies eine wirklich nur vorübergehende Entwicklung wegen der viel zitierten Sonderfaktoren – zeitweise Absenkung der Mehrwertsteuer, steigende Energiepreise und niedriger Basiswert wegen der Coronafolgen – sei oder eine sich perpetuierende Entwicklung. Generell sei jedenfalls zu berücksichtigen, dass früher inflationsdämpfende Entwicklungen sich teilweise nicht wiederholen würden. So habe beispielsweise der Eintritt Chinas als bedeutender Player in den Welthandel lange inflationsdämpfend gewirkt. Aufgrund der inzwischen erreichten wirtschaftlichen Entwicklung Chinas werde dieser Effekt zukünftig entfallen. Indien werde diese Rolle nur partiell kompensieren können. Ob die Inflationsrate dauerhaft oberhalb des Inflationszieles der EZB (zwei Prozent) verharre, hänge stark von den geldpolitischen Maßnahmen der EZB ab.

Fuest hält es zwar für richtig, dass die EZB noch keine unmittelbaren Maßnahmen wegen der aktuellen Inflationswerte ergriffen habe, weil noch unsicher sie, ob sie tatsächlich nur vorübergehend seien. Die Entwicklung müsse aber sehr aufmerksam verfolgt werden. Zudem appellierte er an die EZB, unabhängig davon eine konkrete Perspektive für den Ausstieg aus den Staatsanleihenkäufen zu entwickeln.


Verfasst von: markt-intern Verlag | Kommentare (0)

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