Dienstag, 26. Oktober 2021

Joshua Kimmichs Bekenntnis zur Nichtimpfung – ein Musterbeispiel einer aus dem Ruder gelaufen Impfdiskussion

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Seit dem Wochenende scheint es in Deutschland nur noch ein Thema zu geben: Das Bekenntnis des deutschen Fußball-Nationalspielers Joshua Kimmich nach dem Bundesligaspiel des FC Bayern gegen die TSG Hoffenheim, seinerseits bisher auf eine Corona-Impfung verzichtet zu haben. Zur Begründung gab Kimmich an, er sie noch skeptisch wegen fehlenden Studien zu den Langzeitfolgen.

Wir wollen an dieser Stelle nicht darauf eingehen, ob Kimmichs Begründung richtig, falsch, klug oder dumm ist. Es geht auch nicht darum, ob es sinnvoll wäre, sich seinerseits impfen zu lassen oder gar nichts zum eigenen Impfstatus zu sagen. Dazu gilt die viel zitierte Weisheit Karl Valentins: Es ist schon alles gesagt worden, nur noch nicht von jedem. Worum es hier gehen soll, ist die Frage, wieso ein solches Statement gestern sogar Eingang in Erläuterungen des Regierungssprechers Steffen Seibert finden konnte, der – als Vertreter der Bundesregierung (!) – vor der Bundespressekonferenz der Hoffnung Ausdruck gab, Kimmich möge bald zu einer anderen Entscheidung kommen und sich impfen lassen.

Nähern wir uns den Antworten über die offizielle Haltung der Bundesregierung und der sie tragenden Parteien: Es gibt keine allgemeine Impfpflicht gegen Corona in Deutschland. Die Entscheidung, sich impfen zu lassen, bleibt weitgehend (besondere Bereiche ausgenommen) private Angelegenheit eines jeden Einzelnen. Wer dies für richtig hält, muss erklären können, warum die private Entscheidung, sich nicht impfen zu lassen, plötzlich nicht mehr eine private Entscheidung sein soll, die zu respektieren ist, nur weil sie von einem Prominenten stammt. Und da wird es im Fall Kimmich sehr spannend.

Denn Kimmich hatte gerade keine Empfehlung für andere ausgesprochen, sich nicht impfen zu lassen, er hatte schlicht erklärt, sich persönlich bisher nicht haben impfen zu lassen, weil er noch Bedenken habe. Kimmich ist 26 Jahre alt. Sein Risiko, ernsthaft an Corona zu erkranken, ist nach allen bisher vorliegenden Ergebnissen sehr marginal. Marginal, aber nicht ausgeschlossen. Aber nicht ausgeschlossen ist auch, an der Impfung zu erkranken oder schwere Schäden durch sie zu erleiden. Dies für sich abzuwägen und sich gegen eine Impfung entscheiden zu dürfen, ist offizielle Politik dieser Bundesregierung. Ihr in dieser Frage exponiertester Vertreter, Prof. Dr. Karl Lauterbach, hat es in seiner unnachahmlichen Art am Wochenende so ausgedrückt: „Am besten wäre es, wenn die Impfung noch käme und dass man jetzt keinen großen Druck aufbaut. Es ist Joshua Kimmichs eigene Entscheidung. Wir dürfen keinen Druck aufbauen, aber es wäre sehr wertvoll – davon geht eine enorme Symbolwirkung aus.“

Und damit übt er wie auch der Regierungssprecher exakt jenen Druck aus, der nicht ausgeübt werden soll. Und warum üben weite Teile der Medien Druck auf Kimmich aus, sich anders zu entscheiden, obwohl sie fast alle betonen, es sei seine freie Entscheidung? Weil sie nicht ins Konzept passt! Dann wäre es aber konsequent, sich für eine Impfpflicht auszusprechen. Entweder freie Entscheidung des Einzelnen oder nicht. Aber eine freie Entscheidung des Einzelnen nur solange zu akzeptieren, wie sie zum gewünschten Ergebnis kommt, ist ebenso heuchlerisch wie die Feststellung, Kimmich habe ob seiner Berühmtheit eine besondere Verantwortung, sich impfen zu lassen.

Nicht zum ersten Mal kommt eine der klügsten Bemerkungen zu diesem Vorgang von Thomas Mertens, seines Zeichens Chef der Ständigen Impfkommission. Der erklärte gegenüber der Bild, es sei die persönliche Entscheidung Kimmichs und „sie sollte es auch bleiben“. Die Debatte um Kimmichs Impfverzicht sei „grenzenloser Unfug“. Skeptiker und Menschen, die Bedenken hätten, müsse man überzeugen, statt sie unter Druck zu setzen. Fußballer sagen in aussichtslosen Situationen oft und gerne, die Hoffnung sterbe zuletzt. Wir geben entsprechend die Hoffnung deshalb nicht auf, Mertens, der Kimmichs Bedenken hinsichtlich der Impfung nicht teilt, könne noch erhört werden.


Verfasst von: Frank Schweizer-Nürnberg | Kommentare (0)

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