Donnerstag, 07. Oktober 2021

Corona hat die Ausbildung in den Unternehmen stark belastet

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Während aktuell diskutiert wird, ob es weitere Lockerungen der beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie geben kann oder nicht, wollen wir einmal den Blick darauf richten, zu welchen Auswirkungen die Einschränkungen auf dem Ausbildungsmarkt geführt haben. Interessante Zahlen dazu verdanken wir dem Saalfelder Malermeister Reginald Hanke, der seit 2019 dem Deutschen Bundestag als FDP-Abgeordneten angehört und die Wiederwahl geschafft hat. Er wollte im September von der Bundesregierung wissen, wie sich die „Corona-Bestimmungen auf das Ausbildungsgeschehen in den Ausbildungsjahren 2020 und 2021 ausgewirkt haben“.

Aus der Antwort der Bundesregierung ergibt sich, dass 2020 „das Ausbildungsangebot im Bereich der dualen Ausbildung nach Berufsbildungsgesetz/Handwerksordnung (BBiG/HwO) im Vergleich zum Vorjahr um 50.700 Stellen (–8,8 Prozent) auf 527.400“ gesunken ist, „während sich die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber um 53.037(–8,9 Prozent) auf 545.722 verringerte“. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge sank danach um 57.600 (–11,0 Prozent) auf 467.500.

Wenig überraschend hat es am stärksten die Bereiche Hotelerie/ Gastronomie und Dienstleistung getroffen, da diese Branchen unter den massivsten Einschränkungen gelitten haben (Lockdown). „Die größten Rückgänge gab es bei den Berufen Hotelfachmann/-frau (–2.530 bzw. –31,0 Prozent), Koch/Köchin (–1.540 bzw. –19,8 Prozent) und Tourismuskaufmann/-frau (–990 bzw. –61,1 Prozent).“ Auch im Handwerk fiel die Betroffenheit je nach Brache aufgrund der Einschränkungen sehr unterschiedlich aus. Generell fiel hier der Rückgang mit 9.000 Lehrverträgen ( –6,5 Prozent) deutlich geringer aus: „Hier verzeichnete der Beruf Friseur/-in den stärksten Rückgang (–1.700 bzw. –18,6 Prozent), während die Berufe Dachdecker/-in (+130 bzw. +3,9 Prozent), Zimmerer/-in (+470 bzw. +11,7 Prozent) und Zweiradmechatroniker/-in (+90 bzw. +13,1 Prozent) sogar leicht zulegen konnten.“

Rückgänge gab es nach den Angaben der Bundesregierung auch in den Bereichen Freie Berufe (–2.500 bzw. –5,6 Prozent) und Öffentlicher Dienst (–490 bzw. –3,3 Prozent). Lediglich im Bereich Landwirtschaft war insgesamt ein leichter Zuwachs (+450 bzw. +3,5 Prozent) zu verzeichnen.

Auch im laufenden Jahr hat sich die Situation nach den Angaben der Bundesregierung nicht wirklich grundlegend verbessert. Bis Ende August 2021 weisen die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA„einen Rückgang der registrierten Bewerber/-innen (–8,1 Prozent) sowie der gemeldeten Ausbildungsstellen (–2,7 Prozent) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aus. Dabei fällt die Abnahme der Stellenmeldungen mit 15,3 Prozent im Bereich Hotellerie und Gastronomie am deutlichsten aus. Ein ebenfalls starker Rückgang gemeldeter Ausbildungsstellen in Höhe von 15,1 Prozent ist im Bereich der Automobil- und Zulieferindustrie zu verzeichnen, wobei sich hier, neben der COVlD-19-Pandemie, auch laufende Transformationsprozesse niederschlagen.“ Letzteres ist eine schöne Umschreibung, wozu der Ausstieg aus der Verbrennertechnologie im Automobilsektor auf dieser Stufe führt.

Schon etwas überraschender ist, dass die Bereiche Finanzdienstleister, Maschinenbau und Hochbau verhältnismäßig starke Rückgänge im laufenden Jahr aufweisen. Am stärksten sind erneut die Friseure gebeutelt. Dort beträgt der Rückgang der Ausbildungsstellen 21,4 Prozent. Danach folgen „Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufen mit einem Rückgang von 13,5 Prozent. Auch Berufe aus dem Bereich Lebensmittelherstellung und -Verarbeitung (z. B. Koch/Köchin) weisen eine deutliche Abnahme gemeldeter Stellen aus (–8,4 Prozent).“

Nicht verschwiegen werden soll, dass die Bundesregierung erhebliche Anstrengungen unternommen hat, die betriebliche Berufsausbildung während der Pandemie zu unterstützen. Dazu gehören beispielsweise die im Sommer 2020 verabschiedeten Prämien für Ausbildungsbetriebe. Wahrscheinlich sähen die Zahlen sonst noch düsterer aus. Aber ein finanzieller Ausgleich ist halt immer nur die zweitbeste Lösung. Dies sollte bedacht werden, wenn über neue Verschärfungen oder weitere Lockerungen der Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie entschieden wird.


Verfasst von: markt-intern Verlag | Kommentare (0)

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