Donnerstag, 17. Juni 2021

Was kosten Schnelltests den Steuerzahler und wie zuverlässig sind sie überhaupt?

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Diese beiden Fragen lassen sich derzeit für Außenstehende nur schwer beurteilen. Es gibt aber offizielle Zahlen, die alleine schon ein mehr als bedenkliches Kosten-/Nutzen-Verhältnis belegen. So wollte der FDP-Bundestagsabgeordneten Michael Theurer von der Bundesregierung wissen, wie viele Bürgertestungen nach ihrer Kenntnis seit dem Bestehen des Anspruchs am 8. März 2021 durchgeführt wurden und wie hoch die Gesamtkosten dafür sind.

Der Antwort der Bundesregierung  ist zu entnehmen, dass zum Stichtag 18. Mai „rund 37,5 Millionen PoC-Antigenschnelltest-Testkits und rund 26,7 Millionen Abstrichnahmen  für in den Monaten März bis Mai 2021 auf Grundlage der TestV erbrachte Leistungen von den Kassenärztlichen Vereinigungen mit dem Gesundheitsfonds abgerechnet“ wurden. Die Kosten dafür betrugen „rund 225 Mio. Euro für PoC-Antigenschnelltests (Sachkosten ohne KV-Verwaltungskosten) und rund 338 Mio. Euro für die Vergütung der Abstrichnahmen“.

Das sind über 560 Millionen Euro! Zwar schränkt die Bundesregierung ein, zwischen Leistungserbringung und Abrechnung könnten mehrere Monate liegen, sodass die Daten nicht das aktuelle Leistungsgeschehen wiedergäben: „Bei den vorliegenden Daten sind in der Zahl der Testkits beispielsweise auch die Kontingenttestungen in Einrichtungen umfasst und in der Zahl der Abstrichnahmen auch PCR-Testungen oder laborbasierte Antigentestungen.“ Zudem sei „eine Differenzierung in vor und nach dem 8. März 2021 erbrachte Leistungen nicht möglich“. Die Zahl der abgerechneten Bürgertestungen und der entsprechenden Abrechnungsbeträge dürfte daher „jeweils unter den oben genannten Zahlen liegen“.

Das wird wohl so sein. Aber die Zahlen betreffen auch nur den Stichtag 18. Mai. Danach dürfte die Zahl der Schnelltests massiv angestiegen sein, weil sie seitdem mehr Aktivitäten ermöglicht haben. Wir wagen daher mal die Prognose, dass die Schnelltests die Steuerzahler am Ende des Jahres wahrscheinlich mehr als eine Milliarde Euro kosten werden.

Doch wie zuverlässig sind sie überhaupt? Auch das ist derzeit kaum exakt zu klären, weil die Daten dafür fehlen. Doch auch hier hat die Bundesregierung selbst zumindest solche einer Stichprobe geliefert. Auf eine entsprechende parlamentarische Anfrage der FDP-Bundestagsabgeordneten Nicole Bauer teilte die Parlamentarische Staatssekretärin Sabine Weiss für die Bundesregierung mit:

„Das RKI hat eine Stichprobenabfrage bei den berichtenden Laboren zur Fragestellung, wie viele PCR-Bestätigungstest aufgrund vorheriger positiver Antigen-Schnelltests beauftragt wurden, durchgeführt: In der 16. Kalenderwoche 2021 wurden bei 4.079 Bestätigungs-PCR aufgrund von zuvor positiven Antigen-Test-Ergebnissen veranlasst, davon wurden 2.522 positiv bestätigt (62 Prozent).“ Im Klartext: 38 Prozent der Tests waren falsch positiv! Tatsächlich dürfte die Zahl auf alle Tests bezogen noch höher liegen, wie Stichproben in anderen Ländern ergeben haben. In Wien beispielsweise waren bei einer Stichprobe im Dezember 2020 über 50 Prozent der Schnelltests falsch positiv. Zwar ist die Zahl bezogen auf alle Schnelltests nach offizieller Lesart sehr niedrig. Das ist aber nur deshalb so, weil die negativ Getesteten naturgemäß nicht via PCR-Test auf Korrektheit des Ergebnisses überprüft werden. Ansonsten könnte man sich die Schnelltests ja auch gleich sparen. Das wäre für den Steuerzahler vielleicht nicht das Schlechteste!

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